Holger Marquardt (Gemeindevertreter der Grünen/ Energiestammtisch Freigericht) besuchte im August 2020 die mittelfränkische Gemeinde Rednitzhembach, um sich ein Bild über die Besonderheiten der dortigen Straßenreparaturen zu machen. Bürgermeister Jürgen Spahl nahm sich ausführlich Zeit, um seine Fragen zu beantworten.
Im Gegensatz zu Freigericht werden in Rednitzhembach seit 20 Jahren keine grundhaften Sanierungen der Straßen mehr durchgeführt. Dieser Plan war aus der Not geboren, denn die Gemeinde war zu der Zeit eine der am höchsten verschuldeten Kommunen Bayerns und es fehlten die Finanzen für den Eigenanteil der Gemeinde. Aus diesem Grund entschied man sich, nur noch Reparaturen an den Straßen durchzuführen, den Unterbau aber unangetastet zu lassen. „Wichtig ist“, betont Spahl, „das Wasser von der Straße zu bekommen, um Frostaufbrüche zu vermeiden. Aus diesem Grund wird konsequent auf Stöße verzichtet und der Deckbelag in voller Breite und Länge der Straße auf einmal aufgebracht. Wenn die alte Deckschicht zu dünn oder komplett beschädigt ist, wird einfach eine etwas stärkere Auflage aufgebracht.“ Ein Jahr vor einer geplanten Sanierung werden Anwohner und Versorger über die geplanten Straßenerneuerungen informiert. Sie haben dann 6 Monate Zeit Straßenaufbrüche vorzunehmen. In den folgenden 5 ½ Jahren werden keine Aufbruchgenehmigungen mehr erteilt. Herr Spahl sieht keine Gründe, warum das bewährte System nicht auch in Freigericht funktionieren kann.
Für die Bürger bedeutet dieses Vorgehen eine erhebliche Entlastung. Straßenbaubeiträge fallen nicht mehr an, denn Reparaturen sind nicht umlagefähig und werden vollständig von der Gemeinde finanziert. Aber auch die Kosten für die Gemeinde sind aufgrund des Entfalls der grundhaften Sanierungen stark gesunken.
„Es ist erstaunlich“ sagt Marquardt, „Wir haben in der ganzen Gemeinde nach Beschädigungen des Straßenbelags gesucht, aber keine einzige gefunden. Tatsächlich präsentieren sich die Straßen von Rednitzhembach in nahezu neuwertigem Zustand. Das Erscheinungsbild des schönen Ortes ist dadurch stark aufgewertet.“
Nur noch 200.000 € veranschlagt die bayrische Gemeinde jährlich für die Reparaturen der Straßen. Jedes Jahr werden damit 1 bis 1,2 km mit neuer Oberfläche und neuen Bürgersteigen versehen. Marquardt erklärt: „Alleine für den ca. 420 m langen Spessartring veranschlagt Freigericht Sanierungskosten von 670.000 €, wovon die Gemeinde 270.000 € zu tragen hat. Insgesamt sind die Kosten pro Fahrbahnkilometer also um den Faktor 8 höher als in Rednitzhembach.“
Eine Präsentation, die Marquardt bei einer öffentlichen Veranstaltung der IG Straba hielt, kann hier heruntergeladen werden.
(download.gruene-freigericht.de/Strassensanierungen-Rednitzhembach-Praesentation.pdf)
Für Marquardt ist es deshalb unverständlich, dass die Freigerichter Verwaltung noch immer keinen Kontakt zu Rednitzhembach aufgenommen hat, obwohl dies von der Gemeindevertretung einstimmig beschlossen wurde.
Bürgermeister Jürgen Spahl betont seine Bereitschaft, das „System Rednitzhembach“ auch in Freigericht persönlich vorzustellen. In Gründau, Linsengericht und Büdingen hat er bereits entsprechende Vorträge gehalten und damit zum Umdenken angeregt.
Auf dem Bild: schlaglochfreie Straßen in Rednitzhembach
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