Warum wir jetzt gegen den Klimawandel tätig werden müssen.
In seinem jüngsten Bericht stellt der IPCC klar, dass wir spätestens 2031 Klimaneutralität
erreichen müssen, um zumindest noch eine 50:50-Chance zu haben, die im Pariser
Klimaschutzabkommen festgelegte 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten. Ich kann mich
des Eindrucks nicht erwehren, dass bei sehr vielen Menschen noch nicht angekommen ist,
was das bedeutet.
Diese 1,5 bis maximal 2 Grad stehen zunächst für häufigere und extremere Überflutungen
an Küsten und Flüssen sowie zunehmende Hitzewellen und Missernten. Dabei ist zu
betonen, dass die genannten Temperaturanstiege Mittelwerte darstellen, im jährlichen
Verlauf also wesentlich höhere Temperaturen auftreten. Den Begriff „Feuchtkugeltemperatur“
sollten wir alle verinnerlichen. Gemeint ist die tiefste Temperatur, die ein Körper durch
Verdunstungskühlung erreichen kann. Ab einer FKT von 35 °C (z.B. bei 40 °C und 70%
relativer Luftfeuchtigkeit) können wir als Warmblüter, unabhängig von Alter und Gesundheit,
unsere Körperwärme nicht mehr abführen und sterben qualvoll. Dagegen hilft kein Schatten,
kein Trinken und kein Wasserbad.
In Regionen wie Indien, Vorderasien, Afrika und auch Südeuropa ist im 1,5-Grad-Szenario
regelmäßig mit solchen Bedingungen zu rechnen. Erwartet irgendjemand ernsthaft, dass da
Milliarden Menschen zum Sterben in der Hitze bleiben anstatt nach Norden zu wandern?
Hinzu kommen Abermillionen Geflüchtete von den Küsten, deren Heimat überschwemmt
wird.
Gleichzeitig steht unsere Landwirtschaft unter zunehmendem Stress durch Hitze und
Schädlinge. Durch den höheren CO2-Gehalt der Luft lagern Pflanzen zudem mehr
Kohlenstoff ein, wodurch der Anteil anderer essentieller Nährstoffe abnimmt, so dass wir
künftig mehr Nahrung brauchen werden, um keine Mangelerkrankungen zu erleiden. Kurz
gesagt: Wir – und vor allem unsere Kinder – werden wieder lernen, was es heißt zu
hungern.
In der Summe dieser Ereignisse ist ein zivilisatorischer Zusammenbruch, wie ihn die
Menschheit zuletzt mit dem Verfall des römischen Reiches erlebt hat, kein
unwahrscheinliches Szenario.
Wohlgemerkt: All das bezieht sich nur auf die Folgen von maximal 2 Grad Erwärmung. Wir
steuern aber nach wie vor ungebremst auf über 3 Grad zu! In Temperaturbereiche, wo aus
den genannten Wahrscheinlichkeiten Gewissheiten werden und weitere Extreme drohen.
(Wie z.B. regelmäßig kritische FKT auch in Mitteleuropa.)
Und vor diesem Hintergrund diskutieren wir über die Schulpflicht von Kindern und
Jugendlichen, die sich genötigt sehen uns wach zu rütteln. Über Tempolimits, CO2-Preise,
Arbeitsplätze, Kosten, Wirtschaftsstandorte und über jedes einzelne Windrad. Wir
diskutieren über all diese Dinge, als ob wir eine Wahl hätten! Als ob das heute blockierte
Tempo 130, nicht spätestens 2030 ohnehin kommt – aufgrund der Verspätung dann als
Tempo 100. Als ob die heute diskutierten Windräder nicht in spätestens zehn Jahren
ohnehin gebaut werden müssen. Die dann verzögerte Dekade schadet neben uns selbst
leider auch dem Wald, den wir eigentlich schützen wollen. Und zwar in einer vollkommen
anderen Größenordnung, als die Eingriffe, die mit dem Bau dieser Anlagen einhergehen.
Ich fürchte, dass sich leider noch weite Teile unserer Gesellschaft einer Illusion hingeben.
Der Illusion, dass wir eine Wahl hätten. Der Illusion, dass es nicht darum ginge, einen
drohenden Kataklysmus abzuwenden.
Die Bedrohung ist existentiell und damit maximal beängstigend. Es ist ein natürlicher Reflex,
diese überwältigende Gefahr nicht wahrhaben zu wollen. Aber wir müssen endlich
angemessen und mit dem erforderlichen Mut zur Veränderung reagieren anstatt weiter in
Schockstarre die Augen vor dem Offensichtlichen zu verschließen.
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